Gunter Schneider, Vorsitzender des Kreisverbandes DIE LINKE.Burgenlandkreis und Delegierter zum Bundesparteitag:

Es geht doch! Einige Gedanken zum Erfurter Parteitag

Es klang sehr überrascht, was Herr Köhr, Journalist beim MDR, in den Sonntagabend-Nachrichten sagte: „Das hätte der Partei kaum jemand zugetraut, ein solches Votum für das neue Parteiprogramm zu erreichen!“ Recht hat er. Und ich gestehe, auch ich hatte mit einem Zustimmungsergebnis von 96,9% nicht gerechnet.

Dafür war mir die vorherige Debatte in der Partei zu verbissen, zu hitzig, viel zu viel mit persönlichen Angriffen verbunden. Umso mehr empfinde ich Genugtuung über dieses Ergebnis, zeigt es doch, was möglich ist, wenn sich alle ihrer Verantwortung für das Wirken der Partei bewusst werden, oder wie es Gesine Lötzsch so treffend formulierte: „...wenn in der Linkspartei die Empörung über andere Genossen nicht größer sein sollte, als die Empörung über die sozialen Verhältnisse.“

Das soll nicht heißen, dass nicht auch in Erfurt verbissen diskutiert wurde, dass nicht auch hier und da heftig reagiert wurde, aber ich habe keine Delegierte, keinen Delegierten erlebt, der von Siegern oder Verlierern spricht.

Die erreichten Kompromisse haben dazu getaugt, dass wir etwas erreicht haben, was für die Linken in Europa vorbildlich ist—wir haben ein einendes Programm beschlossen. Und das ist eine ganze Menge! Wer aber nun glaubt, alles sei gut, der irrt. Ich bin überzeugt, wir brauchen jetzt eine Menge inhaltliche Diskussionen über das Profil der Partei, über den Gebrauchswert der Partei, darüber, wie es nun gelingt, neue Mitglieder zu gewinnen u.v.a.m.

Deshalb ist es unerlässlich, in unserer Öffentlichkeitsarbeit die alternativen Projekte und Vorschläge der Partei zur Lösung dringender ökonomischer und politischer Probleme, ihre Kompetenz in wichtigen Fragen des gesellschaftlichen Lebens und in entscheidenden Bereichen wie der Bildungs– und der Wirtschaftspolitik aufzuzeigen und offensiv zu vertreten.

Und beachten wir dabei: Jeder Genosse und jede Genossin in der Partei ist Mitglied, alle Zusammenschlüsse, alle „Strömungen“ und alle Arbeitsgemeinschaften sind Teil einer Partei, um die Ziele und Aufgaben der Partei, ihr Programm gemeinsam zu verwirklichen.

Der Parteitag unseres Kreisverbandes am 26. November 2011 bietet zu dieser Diskussion genug Gelegenheit. Nutzen wir ihn.

Gunter Schneider